Das Judentum im Mittelalter
Nach der Zerstörung des zweiten Tempels wurden die Juden aus Palästina vertrieben und über alle Mittelmeerländer zerstreut. Es begann eine fast zwei Jahrtausende anhaltende Leidensgeschichte des jüdischen Volkes. Abgesehen von einigen Herrschern waren die meisten den Juden gegenüber feindlich eingestellt.
Karl der Große und seine Nachfolger unterstützten die Juden in einigen Lebensbereichen, so dass sie nicht nur weitgehend unaufgefochten leben, sondern sogar hohe Staatsämter bekleiden konnten.
Ab 1100 änderte sich die Situation: Die Juden wurden die ersten Opfer der Kreuzzüge. Unter Papst Innozenz III. verschlechterte sich die Lage erneut: Juden durften keine christlichen Berufe ausüben, wurden isoliert, und mussten sich mit auffälliger Kleidung von anderen unterscheiden (Bild1).
In der Folge war es ihnen nur noch erlaubt, der Tätigkeit des Zinsnehmens nachzukommen, was sie wiederum unbeliebt bei der Bevölkerung machte (Bild 2).
Der Hass auf die Juden war so stark, dass man sogar die Pest, die rund um 1350 in Europa wütete, auf die Juden schob. So wurden die Juden teils aus wirtschaftlichen Gründen, teils aus religiösen Gründen von ihrem Land vertrieben und viele flüchteten daraufhin nach Osteuropa und Nordafrika.
Noch aus heidnischer Zeit stammte die ungeheuerliche und verhängnisvolle Ritualmordlüge, die Juden in einem unheimlichen Licht erscheinen ließ. Man behauptete, sie würden christliche Kinder umbringen, um ihr Blut für rituelle Zwecke zu gebrauchen (Bild 3).
Selbst die Reformation brachte keinerlei Besserung für das Judentum. Während der Gegenreformation mussten die Juden – getrennt von den Christen – in Gettos leben, die sie nur zu bestimmten Zeiten verlassen durften.
Die Emanzipation der Juden begann meist im 18. Jahrhundert, in Russland endete die Judenverfolgung erst im 20. Jahrhundert.